Die Sicht aus den Fenstern des Siebold-Gymnasium am Ringpark gen Osten zeigt wuchernde Vegetation, in denen sich Amsel, Eichhörnchen und im Sommer sogar Kaninchen morgens begrüßen. Eine wohltuende, erfrischende Luft weht von den Bäumen herüber und man gewinnt den Eindruck, als stünde man mitten im Wald. Schaut man jedoch Richtung Westen durch die Scheiben des Sporttraktes, so fällt der Blick in den ruhig gelegenen Innenhof, der sich im Schatten unter den erhabenen Platanen befindet, wo sich in den Pausen die Schülerinnen und Schüler aufhalten, um sich an der frischen Luft zwischen den Unterrichtsstunden zu erholen und Kräfte zu sammeln.
Genau dort arbeitet das Team Schulgarten gerade, um aus den wuchernden Sträuchern, Bäumchen und Büschen einen Garten zu gestalten, der nicht nur zum Hin-Schauen sondern auch zum Hin Setzen einladen soll. Neben bunten Blüten werden dort auch bunte Früchte wachsen, eigenhändig angebaut, gehegt, gepflegt und geerntet.
Hier wird Nachhaltigkeit und ökologischer Anbau nicht nur in der Theorie gelehrt sondern auch am lebenden Objekt praktiziert. Während auf der Fensterbank im ersten Stock die gewölbten Blätter des Basilikums in selbst gebastelten Pflanzgefäßen aus Getränkedosen neben den ersten Trieben des von Schülerhand gesteckten Knoblauchs duften, wurzeln bereits die kleinen Pflänzchen der durch Schnittholz vermehrten Johannisbeeren, um neben der Brombeere zu stattlichen Büschen heranzuwachsen.
Als fester Bestandteil des Unterrichts wird hier die heimische Flora betrachtet, mit deren Hilfe der Aufbau und die Zellen der Zwiebel mikroskopiert und die Praxis des Obst- und Gemüseanbaus im kleinen Rahmen erkundet.
Tatkräftige Unterstützung bekommt das Team dabei von einem Großvater einer Schülerin, der nicht nur mit Werkzeug und Muskelkraft eifrig mitwerkelt, sondern auch ein breit gefächertes und umfangreiches Wissen mitbringt, von dem die jungen Leute einiges lernen werden.
Denn auch Goethe wusste schon:
Grau ist alle Theorie, doch grün des Lebens goldener Baum.

Christian Schäfer