Harald Parigger liest aus seinen Büchern und erzählt von seiner Arbeit
Am 21.03.2014 hatten die sieben Teilnehmerinnen verschiedener Würzburger Gymnasien des Enrichment-Kurses „Bücherwelten“ die Gelegenheit, zusammen mit zwei weiteren Schulklassen Harald Parigger im Rahmen der Jugendbuchwochen in der Stadtbücherei im Falkenhaus live und hautnah erleben zu dürfen.
Der Autor, der lange Jahre zunächst Lehrer, dann Direktor eines bayerischen Gymnasiums war und heute Direktor des Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit ist, gab zunächst eine lebendige Einführung in die Zeit, in der die Geschichte seiner Heldin aus „Die Hexe von Zeil“ spielt:
Wir befinden uns im Jahr 1628 und damit in einem Zeitalter der Widersprüche. Aufklärung und Aberglaube stehen nebeneinander. Krieg und Krankheiten begünstigen den Hexenglauben; gleichzeitig führt die Abspaltung der evangelischen von der katholischen Kirche dazu, dass sich die bischöflichen Eminenzen, insbesondere die von Würzburg, Eichstätt und Bamberg, in ihrem Machtanspruch bedroht fühlen. Was liegt näher, als alle Abtrünnigen und Ketzer der Hexerei zu bezichtigen und sie so aus dem Weg zu schaffen?
Ursula, die neunzehnjährige Tochter des Bürgermeisters von Bamberg, wird von einem missgünstigen Zeitgenossen denunziert und als „Hexe von Zeil“ angeklagt. Bereits ihre Mutter wurde unschuldig verbrannt; der Vater, der diese Ungerechtigkeit verurteilte, sitzt ebenfalls im Gefängnis. Ursula muss sich einem ersten Verhör stellen. Was ihr widerfährt, ist umso ungeheuerlicher mit zu verfolgen, als es tatsächlich die Gepflogenheiten der damaligen Gerichtsbarkeit widerspiegelt.
Gebannt lauschten die Kinder der Erzählung; Stimme und Vortragsweise des Autors trugen ein Übriges dazu bei, die Geschichte erleb- und spürbar werden zu lassen. So prasselten denn auch im Anschluss an die Lesung eine Vielzahl interessierter Fragen zur Zeit der Hexenverbrennung auf Harald Parigger ein, die dieser geduldig beantwortete.
Auch zu eher privaten Themen gab der Autor bereitwillig Auskunft. So manche Anekdote zu seinen früheren Berufswünschen (Staatsanwalt oder Musiker) oder aber seinen Anfängen als Autor erheiterte die Schülerinnen und Schüler. So verriet er, dass sein erstes Buch ein anonym verfasstes Bändchen mit Liebesgedichten war, das er als Schüler seiner angebeteten Austauschpartnerin aus Peru heimlich in den Koffer steckte – bis heute habe er nie wieder etwas von ihr gehört, was nicht weiter schlimm sei, weil er mittlerweile seit vielen Jahren glücklich verheiratet und Vater eines erwachsenen Sohnes sei. Eigentlicher Antrieb für das Schreiben aber war, seinen Schülern im Unterricht Texte präsentieren zu können, die ihm selbst gefielen; dabei interessiert ihn als Historiker am meisten die Römische Republik und das Mittelalter. Neben Geschichte unterrichtete Parigger auch Deutsch, Sozialkunde und Musik, daneben ist er bewandert in Latein und Philosophie.
Sein eigenes Lieblingsbuch – und hier schließt sich der Kreis – ist ein Lyrikband mit dem Titel „Der ewige Brunnen“; dieser begeistert ihn so sehr, dass er ihn auf eine einsame Insel mitnehmen würde. Dort, so der Autor, würde er dann jeden Tag eines der Gedichte auswendig lernen und sich so bis zu seiner Rettung die Zeit vertreiben.
Am Ende der Veranstaltung waren sich alle einig, dass sie einen gelungenen und kurzweiligen Vormittag erlebt hatten, der als bereichernde Ergänzung zum Unterrichtsalltag empfunden wurde.
Dr. Andrea Urbanek