Sprachlich und wirtschafts-wissenschaftlich

Big Band Meeting

Zur Eröffnung des Schuljubiläums „150 Jahre Siebold Gymnasium Würzburg“ gab es am 29.3.2014 ein ganz besonderes Konzert. Drei Big Bands spielten in der gut besuchten Sporthalle der Schule, nicht nur nacheinander und im Wechsel, sondern – zumindest zwei Big Bands – auch miteinander.
Eröffnet wurde das Konzert von der Siebold Big Band, die sich aus Spielern aller Jahrgangsstufen zusammensetzt, wenn auch diesmal ziemlich dezimiert durch den gleichzeitig stattfindenden Abschlussball der Tanzschule. Passend zum Jubiläum konnten die Lücken durch ehemalige Schüler geschlossen werden, so spielten Andreas Humm und Sebastian Apel, die schon 2010 Abitur gemacht haben nach nur einer Anspielprobe souverän mit und übernahmen gekonnt so manches Solo.


„Super Chief“ war eines der ersten Stücke, die Andreas schon 2002 in der Band gespielt hat. Bei den anderen Charts – vom Gesangsklassiker „Beyond the Sea“, sehr einfühlsam von Isabell Schrepfer-Metz interpretiert, bis zu einer modernen Latin Nummer, „Tropical update“, wuchs die Schulband über sich hinaus, unterstützt von zwei Mitspielern des Landesjugend Jazzorchesters, nämlich von Paul Kunzmann, der an der Schule auch Posaune unterrichtet, und dem Trompeter Stefan Schneider.

Im ersten Teil des Konzertes folgte das Landesjugend Jazzorchester unter der Leitung von Harald Rüschenbaum mit drei Stücken: „Groove Blues“ von Don Menza, „See the world“, komponiert von Pat Metheny und „Blue Daniel“ von Frank Rosolino. Während beim letzten die Posaunisten der LJJB (Felix Eilers, Paul Kunzmann, Lukas Bamesreiter und Jakob Grimm) „gefeatured“ wurden, kam beim Metheney-Stück Richard Schwartz so richtig zum Zuge. Für den jungen Gitarristen war es fast ein Heimspiel, da er vor wenigen Jahren den Musik-LK am Siebold-Gymnasium besucht und damals die Ensembles des SGW durch sein Spiel bereichert hat.

Es gab durchaus Bedenken in den Reihen der Lehrer Big Band, ob man nach dem mitreißendem Spiel der „Landjugend“ überhaupt noch eine Chance hat, mithalten zu können. Vielleicht konnte die LBBB die fast unnachahmliche Präzision des LJJB nicht erreichen, aber dank der langjährigen Erfahrung im Zusammenspiel und durch die Qualitäten der Sängerin Barbara Frühwald wurde das Publikum nicht enttäuscht. „Walkin’ Tip Toe“, beinahe das leiseste Big Band Stück der Jazzgeschichte, gefolgt von Central Park West, ursprünglich eine Ballade für Tenorsaxophon von John Coltrane (arrangiert und getextet von Georg Köstner) und „I wish you love“ entließen die Zuhörer in die Pause.

Im zweiten Teil des Konzertabends war echte Zusammenarbeit angesagt. Seit Freitag waren die Bands durch die unglaublich fokussierte Probenarbeit Harald Rüschenbaums auf die Wiederaufführung der Suite „Dynamics“ von Jerry van Rooyen für zwei Big Bands vorbereitet worden. Kaum zu glauben, dass diese Komposition seit ihrer Uraufführung 1993 durch die WDR Big Band und das Orchester von Radio Hilversum erst zwei Mal wiederholt wurde. Der viersätzige Aufbau ist in seiner Struktur und Harmonik äußerst modern gehalten, der Zuhörer kann jedoch immer wieder an vertraute Klänge anknüpfen. So erinnert der dritte Satz an die Bluestradition des Mississippi-Deltas, im vierten Satz kommen spanische Klänge, wie sie auch von Gil Evans oder Chick Corea verwendet wurden, zum Tragen. Die Zahl der Solisten der fast einstündigen Suite war immens, hervorzuheben sind sicherlich die kongenialen Pianisten, Severin Krieger und Maruan Sakas, die, losgelöst von den Big Bands, eine ganz eigene Klangwelt erschufen. Auch die Schlagzeuger Ludwig Leininger und Roland Gack schafften es, sich während der Begleitung und den Solopassagen zu ergänzen und gegenseitig die rhythmische Führung zu überlassen. Weitere Soli der Saxophone, Trompeten und auch einer Meeresschnecke ließen keine Stilistik vom traditionellen Jazz bis zu Ethnoklängen aus.

Im abschließenden Zugabenteil wurden Klassiker gegeben: mit Count Basies „Blues in Hoss-Flat“, dem atemberaubend schnellen „Tico Tico“, Minzers „Heart of the matter“ und dem Swingstück schlechthin „Sing Sing Sing“ entließen Landesjugend Jazzorchester Bayern und Lehrer Big Band Bayern im Wechsel die Zuhörer in eine laue, ruhigere Frühlingsnacht.
Dank allen Unterstützern des Big Band Meetings, dem musikalischen Leiter Harald Rüschenbaum, den Mitspielern, dem Elternbeirat, der Schulleitung und nicht zuletzt dem Publikum, das den Abend mit so viel Resonanz zu einem echten Ereignis werden ließ, – ein würdiger Jubiläumsauftakt!

Michael Buttmann