Sprachlich und wirtschafts-wissenschaftlich

AG Schulgeschichte

gedenktafel_tn.jpgDie Arbeitsgemeinschaft Schulgeschichte hat sich die Aufgabe gestellt, den Namen der Gedenktafel im Gang der ersten Etage wieder eine Lebensgeschichte zu geben. Hinter dem Kollektiv soll das Einzelschicksal deutlich werden, die individuelle Auseinandersetzung mit den Forderungen und Erfordernissen der Zeit.

Dazu folgende Information:
Am 30. Oktober 1959 wird in einer bewusst schlicht gehaltenen Feierstunde am Realgymnasium eine Gedenktafel enthüllt, die an die gefallenen Schüler der Weltkriege erinnert. Sie besteht aus drei großen Platten gelben Juramarmors und enthält die Namen von 27 Gefallenen des Ersten und 259 des Zweiten Weltkrieges.

Denkmäler sind Zeichen ihrer Zeit. StProf. i.R. Christian Böhm, der damals die Festansprache hielt, war gezeichnet von den Zeiterlebnissen. Nicht nur, dass er in zweiunddreißigjähriger Dienstzeit am Realgymnasium die meisten der Toten kennen gelernt hatte, auch persönlich verband ihn die Tafel mit seinem Sohn Rupert, der mit 21 Jahren in Russland gefallen war. Aus dem eigenen Erleben von Krieg und Niederlage wird das Gedenken an die Toten als ein „Teil der Dankesschuld“ beschrieben, die Überlebende und Nachkommen zu erstatten haben.

Es sei die gleiche Schule, die die Toten mit den Lebenden verbinde. Und diese „Gemeinschaft der Lernenden“ präge das gemeinsame Bemühen um richtiges Denken und rechtes Handeln in diesem Haus.
Auch heute noch? Was sagen uns die Namen? Was verbindet uns jenseits derselben Wände und Fluren noch mit diesen ehemaligen Mitschülern? Bemerken wir auf unserem Weg zur Turnhalle die Tafeln überhaupt? Und – vielschichtig – woran erinnern uns diese Toten? Wessen gedenken wir heute?

tn_foto27-6-07-004_n.jpgIm Rahmen eines Arbeitskreises zur Schulgeschichte haben wir uns die Aufgabe gestellt, den Namen wieder eine Lebensgeschichte zu geben. Hinter dem Kollektiv soll das Einzelschicksal deutlich werden, die individuelle Auseinandersetzung mit den Forderungen und Erfordernissen der Zeit. Es gilt nicht, eine neue Art von Heldengedenken zu treiben, auch nicht Schuld zuzuweisen oder abzuwälzen. Das einmalige, einzelne Leben relativiert Fragen und stellt neue. Wo sind die Gemeinsamkeiten des heutigen Neuntklässlers mit dem Flakhelfer?

tn_foto27-6-07-006_n.jpgDie sieben Luftwaffenhelfer, die in der Nacht vom 24. auf den 25. Februar 1944 in Schweinfurt von einem Volltreffer zerrissen wurden, waren zwischen 15 und 17 Jahre alt. Wie haben wir uns den 22jährigen Leutnant Kurt Schuhmann vorzustellen, selbstbewusst und erfolgsverwöhnt durch seine vielen Siege bei Schwimmmeisterschaften, als er seinen Pionieren den forschen Befehl zum Angriff gibt? Er wird der erste Tote des Zweiten Weltkriegs der Stadt Würzburg – bereits am zweiten Tag des Krieges. Wir wollen etwas mehr verstehen von dieser unheilvollen Mischung aus Abenteurertum und Faszination, Gruppendruck und Erwartungshaltungen, die die Jugend einer ganzen Generation prägte.

Drei Generationen Muscat, Gespräch mit Mitgliedern der AG Im Augenblick suchen wir noch sehr unsystematisch. Wichtig für uns ist das Gespräch mit der Schwester, dem Sohn, Neffen, der Enkelin. Die Fotoalben von damals leisten gute Dienste. Es ist spannend zu entdecken, wie unterschiedlich erinnert wird, wie eng das persönliche Schicksal verwoben ist mit den Toten oder auch wie fremd sie geworden sind. Immer wird dabei ja auch ein bisschen das eigene Leben erzählt, werden nach oft langer Zeit die Bilder wieder zum Sprechen gebracht.

Für den Anfang unserer Arbeit haben wir uns den Beginn des Zweiten Weltkrieges zum Schwerpunkt gewählt. Sechs Schüler haben beim Polenfeldzug 1939 ihr Leben verloren. Seit Mai stellt sie unsere erste Ausstellungstafel vor. Danach wollen wir in unregelmäßigen Abständen einzelne Personen in den Mittelpunkt rücken und uns vorwärts tasten zu über 250 ehemaligen Schülern. So könnte neben der Gedenktafel ein kleines Nachschlagewerk entstehen, das den Namen auf der Tafel eine Lebensgeschichte gibt.

Bei unserer Arbeit sind wir aber auch auf eine andere Gruppe von Mitschülern aufmerksam geworden, denen keine Gedenktafel errichtet ist. Bis zum Schuljahr 1937/38 gab es jüdische Schüler am Realgymnasium und die meisten der Gefallenen teilten die Schulbank mit ihnen. Ihr Lebensweg führte in Emigration oder Tod. Auch diese Schicksale wollen wir erhellen und als Mahnung weitergeben.

Wenn Sie selbst, liebe Leserin, lieber Leser, Bruder, Tochter, Nichte … sind oder Erinnerungen an die Zeit der 1930er Jahre im alten Realpennal bewahren, dann helfen Sie uns bitte. Eine kurze schriftliche oder telefonische Nachricht im Sekretariat mit der Bitte um Weiterleitung an Herrn Maas bringt uns weiter. Herzlichen Dank!
Rainer Maas