Courage bedeutet, dann hinzusehen, wenn andere wegsehen
In einer Feierstunde erhielt das Siebold-Gymnasium Würzburg die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SOR/SMC) als Anerkennung für die von der SMV durchgeführten Projekte. Der Festakt wurde musikalisch umrahmt vom Unterstufenchor sowie von Simon Molitor (Cello) und Jakob Dietrich (Gitarre und Gesang) und moderiert von den Projektinitiatoren Mirjam Dietrich u. Elias Fisher. Sie zeigten den zahlreichen Gästen das Video, das die SMV in Anlehnung an die „No to racism“-Kampagne der UEFA gedreht hatte und in dem sich Siebold-SchülerInnen, die neben Deutsch eine weitere Muttersprache haben, so wie die Fußballstars der UEFA in verschiedenen Sprachen gegen Rassismus aussprechen. Als weitere Projekte der SMV gegen Fremdenfeindlichkeit nannten Mirjam und Elias die SMV-Tage am Ende des letzten Schuljahres mit dem Thema „Fremde Kulturen“ als auch ein Freiwilligen-Projekt von SchülerInnen der 10. Jahrgangsstufe, die einen Teil ihrer Freizeit mit Flüchtlingen verbringen. Schulleiter Hermann Rapps drückte seine Freude über die Auszeichnung aus, sah diese aber auch als Verpflichtung für die Zukunft. Niemand dürfe bloß Zuschauer sein, wenn jemand wegen seiner Hautfarbe, Herkunft oder Religion benachteiligt oder angegangen werde.
Der Projektpate, Herr Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, erinnerte an Rabbi Hillel, der auf die Frage nach einem Gebot, das die Thora zusammenfasse, mit der Goldenen Regel „Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht.“ antwortete. Die Auszeichnung als SOR/SMC-Schule bezeichnete er in diesem Sinne als Verpflichtung, Schwarz-Weiß-Bilder abzubauen und gegen Extremismus und Gewalt einzutreten. Courage bedeute, dann hinzusehen, wenn andere wegsehen, einzugreifen, wenn andere tatenlos daneben stehen, sowie sich mit Vorurteilen auseinanderzusetzen und diese zu entkräften. Inwieweit Toleranz und gegenseitiger Respekt bereits im Schulleben verankert sind, zeigten die stellvertretende Schulleiterin Frau Irmgard Nickel-Göb und Schülersprecherin Maria Reichert anhand der neu gestalteten Schulcharta.
Herr Stefan Lutz-Simon und Frau Zehranur Aksu von der SOR-SMC Landeskoordination Bayern erinnerten schließlich an die Gründung von „Aktion Courage“, dem Trägerverein von „Schule mit Courage“ vor 20 Jahren. Schon damals habe einer der Gründer, Ignatz Bubis, einer der Vorgänger von Herrn Dr. Schuster als Präsident des Zentralrats der Juden, angemerkt: “Es gibt zwar Fremdenfeindlichkeit mit rassistischen Zügen, erfreulicherweise herrscht bei vielen jungen Menschen jedoch eine deutlich andere Stimmung”. Hierbei gelte es, so Lutz-Simon, im Kleinen anzufangen, in den Schulklassen. Die Siebold-Schülerinnen und – Schüler hätten nun drei Dinge versprochen: Hinzuschauen. Etwas dagegen zu tun, wenn etwas nicht passt. Jedes Jahr zusammenzukommen, um sich daran zu erinnern, was Schule mit Courage bedeutet. Laut Frau Aksu ist das Siebold-Gymnasium die 16. SOR/SMC-Schule in Würzburg, die 367. in Bayern und die 1955. in Deutschland. Sie lud die Siebold-Schülersprecher ein, weiterhin im Netzwerk der SOR/SMC-Schulen aktiv zu sein und überreichte die Urkunde, die die Aufnahme des Siebold-Gymnasiums in den Kreis der SOR/SMC-Schulen offiziell bestätigte.
Anschließend wurde der versammelten Schulgemeinschaft im Schulhof das soeben erhaltene Schild „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ präsentiert. SchülerInnen und Lehrkräfte, alle mit bunten „Siebold – Schule ohne Rassismus“- Armbändchen ausgestattet, sangen dann gemeinsam im Pausenhof „We Are The World“, bevor mit indischer Suppe, Waffeln und Punsch zusammen gefeiert wurde.
