Sprachlich und wirtschafts-wissenschaftlich

Europa hat ein Gesicht

Am Mittwoch, dem 9. Mai 2018 beging das Siebold-Gymnasium Würzburg den diesjährigen Europatag auf eine besondere Art und Weise. Die Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe bekamen Besuch aus dem Europäischen Parlament, was für die Schule eine besondere Ehre darstellte, denn wann hat man schon einmal die Gelegenheit eine leibhaftige EU-Abgeordnete zu Gesicht zu bekommen? Angekündigt hatte sich Frau Franziska Keller vom Bündnis 90/Die Grünen, die nicht nur Mitglied des Europäischen Parlaments in Brüssel ist, sondern dort auch den Fraktionsvorsitz der Grünen/EFA innehat. In Empfang genommen wurde Frau Keller zunächst von den Schülerinnen und Schülern der Schülermitverantwortung, welche mit bunter Kreide eine große EU-Flagge in den Pausenhof gemalt hatten, die von weiteren Flaggen der EU-Mitgliedsstaaten flankiert wurde. Nach der Begrüßung durch Frau Nickel-Göb stellte sich „Ska“ – wie Frau Keller sich selbst nennt – kurz vor und beantwortete dann in der Mensa über eine Stunde lang die spontan gestellten oder im Unterricht vorbereiteten Fragen der interessierten ZehntklässlerInnen. Gefragt wurden private Dinge, z.B. ob man als junge Frau im EU-Parlament von männlichen Kollegen „ernst genommen“ wird oder aktuelle politische Stellungnahmen zu aktuellen Themen, wie z.B. zur Verteilung von Flüchtlingen in der EU oder zum aktuellen Stand des „Brexit“.
Durch die Begegnung auf Augenhöhe entfaltete sich das Gespräch zwischen den Jugendlichen und der Politikerin zu einem überzeugenden Plädoyer für politisches Engagement und einem demokratischen Miteinander aller Parteien und Bevölkerungsschichten mit dem gleichen Ziel, nicht nur Europa, sondern „unsere Welt besser zu machen.“ Besonders eindrucksvoll war in diesem Zusammenhang Skas Aussage, dass man im Europaparlament auch als kleine Minderheitenfraktion von 55 Abgeordneten gute Chancen hat, seine Ziele durchzusetzen und sich beharrliche Mitarbeit, Ausdauer und Dialogbereitschaft immer lohnen. Somit trügen viele europäische Gesetze eine deutlich „grüne Handschrift“.
Viel zu schnell war die Begegnung vorbei, bei der die Fragen nie ausgingen. Geblieben ist der Eindruck, dass die Europäische Union kein bürgerfernes, abstraktes Gebilde ist, sondern ein solidarisches, zugängliches Gesicht hat, welches sich um die in ihr lebenden Menschen kümmert, auf sie zugeht und ihnen Gehör schenkt. Stellvertretend für die europäische Volksvertretung bleibt uns Ska Keller in diesem Sinne in guter Erinnerung.

Anna Geiger  (Fotos: Nickel-Göb)