Sprachlich und wirtschafts-wissenschaftlich

Exkursion zur Ausstellung „Luxus und Dekadenz“

„Sitten wie im Alten Rom“ beschreit man, wenn man der Ansicht ist, dass Maß, guter Geschmack und die guten Sitten ein wenig verloren gegangen sind.

Die Lateinlerner der Klasse 11a sowie des Latein-LK K12 konnten sich am Donnerstag, 26.03.2009, zusammen mit ihren Lehrkräften Frau Dr. Sander, Frau Weiß, Herrn Satt und Herrn Wörtmann in der Ausstellung „Luxus und Dekadenz“ in den Räumlichkeiten der Archäologischen Staatssammlung in München aus eigener Anschauung ein Bild von den „Sitten im Alten Rom“ machen.

Ansprechend und informativ aufbereitet und präsentiert erwartete uns eine Auswahl von Gebrauchsgegenständen, bildlichen Darstellungen, Schmuckstücken und Kunstwerken, begleitet von Textstellen zeitgenössischer Autoren, die uns vor Augen führten, wie es reiche Römer teils in ihren stadtrömischen Häusern, besonders aber in ihren großzügigen Landresidenzen zustande brachten, sich ihr Leben zu angenehm wie nur irgend möglich zu machen, und sich in diesem Streben nach Luxus ein wahres Wettrennen liefern.

Die Katastrophe des Ausbruchs des Vesuv im Jahre 79 sorgte dafür, dass uns aus Orten wie Pompeji, Herculaneum, Stabiae oder Oplontis viele Zeugnisse dieses ausschweifenden Lebens begüterter Römer erhalten geblieben sind und uns noch heute zum Staunen bringen – nicht zuletzt der Anblick einer Badewanne und ihres ausgeklügelten Heizsystems, geborgen aus einem Privathaus am Golf von Neapel. Man bedenke, dass eine solche Einrichtung auch hierzulande erst im vergangenen Jahrhundert in Privathäusern zum Standard wurde!

Dass eine solche Entfaltung von Luxus – erwähnt sei auch die Tatsache, dass sehr reiche Römer es sich leisten konnten, Sklaven eigens für das Ausziehen der Schuhe zu haben, andere zum Darreichen eines Begrüßungstrunks an Gäste, wieder andere für das Tranchieren von Geflügel – nicht erst heute, sondern bereits damals ihre Kritiker gefunden hat, veranschaulichen einschlägige Zitate von Autoren wie Sallust, Plinius oder Kaiser Tiberius.

Hätte die Aufbereitung der Ausstellung schon selbst genügt und unsere große Neugier zugleich wecken und stillen können, so war für unseren Besuch die kundige und unterhaltsame Führung durch die Ausstellung durch die Archäologin Frau Bischler ein echter Gewinn, verbunden mit dem Hinweis, dass einige der Ausstellungsstücke, die zur Mehrzahl im Mueso Nazionale Archeologico zu Neapel zu Hause sind, zum ersten Male außerhalb Italiens zu sehen sind.

Nach solch anschaulichen Eindrücken zu Luxus und Dekadenz bei den Römern nutzen wir die verbleibende Zeit bis zur Heimfahrt für einen Gang in die Innenstadt von München, wobei vielleicht der eine oder andere die Prachtentfaltung in der Landeshauptstadt nun mit etwas anderen Augen sah.

Holger Wörtmann