Sprachlich und wirtschafts-wissenschaftlich

Das Missionsärztliche Institut präsentiert sich auf Spanisch

Einen höchst interessanten Vormittag verbrachten die Austauschpartner unserer SpanischschülerInnen am Missionsärztlichen Institut (MI) in Würzburg. MI-Geschäftsführer Michael Kuhnert begrüßte die jungen SpanierInnen von unserer Madrider Partnerschule Fundación Caldeiro und stellte in seinem Powerpoint-Vortrag eindringlich die Kluft in der medizinischen Versorgung zwischen reichen Ländern und Entwicklungsländern dar. Eindeutige Zahlen belegten die gravierenden Unterschiede in den Bereichen Ärzteversorgung, Kindersterblichkeit sowie bei der Sterberate von Müttern bei der Geburt. Seine beeindruckenden, auf Reisen gemachten Bilder zeigten beispielsweise die prekäre hygienische Situation eines Krankenhauses im Kongo, die dort vorherrschende Mangelversorgung mit Medikamenten, oder Menschen, die an Dengue-Fieber und anderen Infektionskrankheiten litten. Zunehmende Bedeutung in der Dritten Welt gewännen, so Kuhnert, auch die typischen Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht und Diabetes, da zuckerreiche Getränke und Nahrungsmittel in armen Ländern oft billig und recht beliebt seien, da sie schnell Energie lieferten. Die Zuhörer besonders betroffenen machten die Fotos von Kindern mit Hasenscharte, die in der Nähe von mit Glyphosat behandelten Feldern in Nordargentinien lebten.

Als zentrale Aufgaben der Tropenmedizin des Missio beschrieb Herr Kuhnert die Behandlung von Tropenkrankheiten sowie die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Hinzugekommen sei in den letzten Jahren zudem die Migrantenmedizin. Den SpanierInnen zeigte er Bilder aus der Isolationsstation des Missio, in der auch hochansteckende Krankheiten wie Ebola behandelt werden können, sowie von Medizinern, die das An- und Ablegen der Schutzkleidung vor einem Auslandseinsatz übten.
Wiederholt betonte Herr Kuhnert die Wechselwirkung von Armut und Krankheit und kritisierte deutlich, dass im 21. Jahrhundert noch viele Menschen an eigentlich behandelbaren Krankheiten sterben, weil das Geld für die nötige ärztliche und medizinische Versorgung vor Ort fehle oder weil politische Entscheidungsträger die Existenz von gewissen Krankheiten (wie etwa Lepra und Chagas) in ihrem Land leugneten. Herr Kuhnert zeigte in diesem Zusammenhang eine Graphik, die darstellte, welche Länder in welchem Umfang die im Jahr 1972 vereinbarten 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens für Entwicklungshilfe zur Verfügung stellten. Das Ziel voll erfüllten laut Graphik aktuell nur die skandinavische Länder Dänemark, Norwegen und Schweden; Großbritannien verfehlt dieses Ziel nur knapp, während etwa in Deutschland, aber auch in Spanien noch stärkere Anstrengungen nötig sind.
Nazareth Bonilla Pérez, eine aus Granada stammende Psychologin, die seit 2012 in Würzburg lebt, informierte im zweiten Teil der Veranstaltung ihre Landsleute über psychische Erkrankungen. Deren zunehmende Bedeutung erläuterte sie an folgenden Zahlen: Bei den Unter-30-Jährigen seien Depressionen die dritthäufigste Erkrankung und jeder zweite Todesfall in dieser Altersgruppe gehe auf Selbstmord zurück. Besonders problematisch sei, dass in Entwicklungsländern die Menschen oftmals überhaupt nicht für psychische Erkrankungen sensibilisiert seien und es zudem auch signifikant an Fachpersonal fehle. Das führe dazu, dass in der Dritten Welt etwa an Schizophrenie erkrankte Menschen zum Schutz der eigenen Person, aber auch zum Schutz der Dorfgemeinschaft oft einfach an einem Baum angebunden würden.

Zum Abschluss wurden die im Tagungsraum aufgebauten Mikroskope eingesetzt. Mitarbeiterinnen des Missionsärztlichen Instituts zeigten den spanischen SchülerInnen, wie die Erreger von Infektionskrankheiten unter dem Mikroskop erkannt werden können. Zu den Krankheiten konnten jeweils die die Krankheit übertragenden Tiere (meist Mücken und Wanzen, aber auch beim Schwimmen im Süßwasser in die Haut eindringende Larven) bzw. die sich nach der Infektion im Wirtskörper bildenden Würmer und Egel besichtigt werden. Beruhigend war dann allerdings die Aussage einer MI-Mitarbeiterin, dass sie trotz aller Risiken weiterhin in die Tropen reise und auch dort bade, aber sich auf jeden Fall vorher entsprechend über die Gefahren informiere.

Ein herzlicher Dank geht an Herrn Kuhnert und sein Team für die sehr lehrreiche Veranstaltung, die alle Anwesenden bestens informiert, aber auch zum Nachdenken gebracht hat. ¡Muchísimas gracias!