Am Mittwoch, dem 23.11.2011 fand um 19.30 Uhr in der Mensa des Siebold-Gymnasiums Würzburg ein Konzert mit traditionellen japanischen Zupfinstrumenten statt. Nach Aufenthalten in Altötting und München war Würzburg die dritte Station der zehn Schülerinnen und Schüler der Yokohama International School auf ihrer Deutschland-Tournee. Das Pensum bestand dabei in jeder Stadt aus jeweils einem Konzert und begleitenden Workshops in Schulen. Die Musiker gehören innerhalb ihrer Schule dem ICJC-Programm an, dessen Ziel die Pflege traditioneller japanischer Kultur ist. Im Rahmen dieses Programms lernen die Schüler von der 4. bis zur 12. Klasse das Musizieren mit ihrem Instrument und legen damit auch eine Baccalauréatprüfung (Abitur) ab. Dazu gehört auch die Teilnahme an Wettbewerben und internationalen Konzertreisen.
Im Mittelpunkt des Konzerts in der Mensa des Siebold-Gymnasiums stand die Koto. Das Zupfinstrument aus Holz ist ca. 1,80 m lang und etwa 30 cm breit. Traditionell wird es mit 13 Saiten aus Seide bespannt, die mit unterschiedlichen Techniken (zupfen, streichen, schlagen…) zum klingen gebracht werden können. Für jedes einzelne Musikstück wird das Instrument individuell gestimmt: traditionell Hirajoshi-pentatonisch oder mit westlicher Stimmung. Dies führten die Schülerinnen und Schüler begleitet von einer kurzen Einführung durch die Lehrer anhand der ausgewählten Musikstücke vor.
Eröffnet wurde das Konzert mit “Clouds for Alma” (1978) von Hiroshi Yoshimura, das mit vier 13-saitigen Kotos vorgetragen wurde. Das Stück empfängt den westlichen Hörer mit vertrauten Dur- und moll-Akkorden, verbindet diese aber auch mit traditionellen japanischen Klängen. Daran schloss sich mit “Midare” (17. Jhdt.) von Yatsuhashi Kengyo das älteste der Stücke an. Die deutsche Übersetzung des Titels ist “Unordnung” und bezieht sich darauf, dass es zu seiner Entstehungszeit avantgardistisch mit den hergebrachten Musizierregeln umging – für europäische Ohren sehr eindrucksvoll. Mit dem folgenden Stück “Raden” (1976) von Tadao Sawai (d.h. Wie ein Vogel) demonstrierten die Schüler, wie auch mit der nicht zupfenden linken Hand Einfluss auf den Klang des Vortrags ausgeübt wird. Eine weitere Steigerung folgte mit “Aoku” (1983) von Hideaki Kuribayashi (d.h. Tiefes Blau) bei dem auch die noch größere 17-saitige Koto vorgestellt wurde. Sie ist praktisch der Bass unter den Kotos. Fast “westlich” klang “Taka” (1962) von Tadao Sawai (d.h. Der Falke), zu dem Mr. Curtis (einer der begleitenden Lehrer) erklärte, man solle sich den Flug des Vogel am Himmel vorstellen: Dahingleiten, Sturzflug und dann wieder schnell hin und her. Den Abschluss und Höhepunkt des Konzerts bildete “Homura” (1979) von Tadao Sawai (d.h. In Flammen), bei dem die Kotos auch als Percussion-Instrumente eingesetzt wurden.
Etwa hundert Besucher erlebten dieses beeindruckende Konzert. Die Mensa war durch die Bühne und die Beleuchtung in einen Kammerkonzertsaal mit asiatischem Flair verwandelt und die besondere, teils meditative, teils expressive fernöstliche Musik erzeugte eine konzentrierte Atmosphäre, die die 14- bis 18-jährigen japanischen Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern nutzten, um den Zuhörern ihre traditionelle Kultur vorzustellen.
Die japanischen Gäste übernachteten bei Familien unserer Schüler.
Am nächsten Tag fand dann ein Workshop für Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe statt, bevor sich die Gäste nach ihrem knapp 24stündigen Würzburg-Aufenthalt wieder vor dem Rückflug nach Japan verabschiedeten.