Sprachlich und wirtschafts-wissenschaftlich

„Stolpersteine“ im Siebold – Gymnasium

“Die Anderen – Friede und Versöhnung”

Projekttage am Siebold-Gymnasium (Mittwoch 25.7, Donnerstag 26.7.2007)

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Die Anderen, das sind die zahlreichen ausländischen Mitbürger, die unsere Stadt so bunt und lebendig werden lassen, angefangen bei der Döner-Bude „an der Ecke“ über die älteste Pizzeria Deutschlands in der Elefantengasse bis zu den zahlreichen Geschäften und Restaurants in der Semmelstraße.

Die Anderen, das sind aber auch die zahlreichen jüdischen Mitbürger, die bis 1942/43 in unserer Stadt wohnten und ihr Leben in den Vernichtungs- und Konzentrationslagern verloren. Die in den letzten Jahren verlegten Stolpersteine in unserer Stadt sind gleichzeitig Erinnerung und Mahnung für uns.

smvtag-07Während eines zweitägigen Projekttages hatten alle Schüler und Schülerinnen des Siebold-Gymnasiums die Möglichkeit sich mit diesem Thema selbständig in Kleingruppen in der Würzburger Innenstadt zu beschäftigen. Über das Zentrum verteilt sollten sie neun Stationen besuchen, an denen sie Näheres über die Zerstörung Würzburgs (im Rathausturm), die jüdische Vergangenheit der Stadt (Marienkapelle und ehemaliger Standort der Synagoge) und vieles andere mehr in Erfahrung bringen konnten. Die so gewonnenen Ergebnisse wurden auf einem vom Studienseminar erstellten Arbeitsblatt festgehalten.

Die Stolpersteine auf dem Weg vermittelten den „Sieboldianern“ einen Eindruck über das Ausmaß und die Unmenschlichkeit der Verfolgung der Würzburger Juden im Nationalsozialismus.

Nachdem die Gruppen in die Schule zurückgekehrt waren, tauschten sie sich über die jeweiligen Ergebnisse aus und gewannen dadurch ein Gesamtbild des Themas „Die Anderen – Friede und Versöhnung“.

In der Schule selbst wurde am zweiten Tag, der die Schüler und Schülerinnen sehr bewegende Film „The Power of Good“ gezeigt. Durch Vermittlung von Herrn Pfarrer Schindelin, der in der Nagelkreuzinitiative engagiert tätig ist und Frau Toyka – Blum war der Film dem Siebold-Gymnasium zur Verfügung gestellt worden. Der Dokumentarfilm berichtet von der Rettung von mehr als 600 Kindern durch den heute 97 Jahre alten Engländer Nick Winton. Ihm gelang es 1938/39 aus der von den Nationalsozialisten besetzten Tschechoslowakei die Kinder in Sicherheit nach England zu bringen, wo sie von Pflegeeltern groß gezogen wurden. Ihre Eltern und Angehörigen sahen die meisten von ihnen nie wieder – und erst 50 Jahre später erfuhren sie, durch wen sie gerettet worden waren.

Im Fachunterricht wurde die Thematik durch das Kollegium des Siebold-Gymnasiums in all seinen Facetten ergänzt und veranschaulicht.

Anderen Menschen mit Offenheit oder „human decency“ (menschlichem Anstand), wie es einer der von Nick Winton geretteten Kinder sagte, zu begegnen, kann diese Welt ein klein wenig besser machen – diese Hoffnung vermittelt der Film den Schülern – und sollte deshalb in allen Würzburger Schulen gezeigt werden.

Mögen alle Schüler und Schülerinnen unserer Stadt in den Sommerferien positive Erfahrungen in diesem Sinne sammeln.

Martin Mais