Josepha von Siebold, 1771 in der Nähe von Eichsfeld geboren, war die erste deutsche Frauenärztin. Sie wurde sehr streng erzogen und heiratete schon mit 16 Jahren. Die Tochter Charlotte trat später in die Fußstapfen der Mutter. Ihr wesentlich älterer Mann verstarb 1793. Aufgrund einer schweren Erkrankung lernte sie ihren 2. Ehemann, Dr. Damian von Siebold kennen. Er behandelte und heilte sie von ihrer Krankheit. Gegen den Willen ihres Vaters heiratete sie 1795 Dr. Siebold, Sohn aus einer bedeutenden deutschen Arztfamilie. Nachdem sein Vater Carl Caspar aufgrund seiner medizinischen Leistung den erblichen Adel erhielt, ging die Adelsbezeichnung “von Siebold” auch auf seinen Sohn über.
Aus finanziellen Gründen und wegen politischer Veränderungen verzog die Familie 1797 von Heiligenstadt nach Worms und 1804 nach Darmstadt, wo Damian schon ab 1801 als Arzt und Geburtshelfer praktizierte.
Regina Josepha gebar in dieser Ehe noch drei weitere Kinder. Mit ihren fünf Kindern lebte die Familie in bescheidenen Verhältnissen. Diese Situation und ein auftretendes Gemütsleiden Damians waren der Grund für Regina Josephas Entschluss, die Tätigkeit einer Ärztin für Geburtshilfe zu erlernen und ihren Mann praktisch zu unterstützen. Da es bis dahin diesen Beruf für Frauen nicht gab, war es ein beschwerlicher Weg. Sie war auf die Unterstützung ihres Schwiegervaters Prof. Carl Caspar von Siebold und ihres Schwagers Prof. Adam Elias von Siebold angewiesen. Sie gestatteten ihr, hinter einem Vorhang verborgen, als Hörerin ihr Kolleg über Frauenheilkunde an der Universität Würzburg zu besuchen. Nach Abschluss des Sommersemesters kam sie nach Darmstadt zurück und wurde von ihrem Mann in der praktischen Geburtshilfe weitergebildet.
1807 erhielt Regina Josepha von der Regierung zunächst die Erlaubnis zur Ausübung der Pockenschutzimpfung. Am 28. November 1807 gestattete ihr Großherzog Ludwig I. nach Ablegung eines Examens vor dem Großherzoglichen Medizinalkollegiums, als Ärztin für Geburtshilfe tätig zu werden. Sie praktizierte lange sehr erfolgreich in Darmstadt, wobei ihr auch die Kenntnisse in Reiten und Fahren zugute kamen. Auf die Initiative Damians hin, wurde Regina Josepha 1815 von der Universität Gießen ehrenhalber zum Doktor der Medizin ernannt. Das war die erste Ehrung dieser Art, die eine deutsche Universität einer Frau erteilt hatte.
Trotz ihres Erfolges war Regina Josepha auch eine Ärztin der armen Bevölkerung, die sie auch oft mit materiellen Dingen versorgte. Sie starb 1849.
(redaktioneller Hinweis: die Illustration dieser Seite zeigt wahrscheinlich nicht die Züge von Josepha v. Siebold!)