Warum „Lernen mit Achtsamkeit“?

Durch die wöchentliche Unterrichtsstunde „Lernen mit Achtsamkeit“ erleichtern wir den Schülerinnen und Schülern der 5. Klassen die Eingliederung ins Gymnasium. Da der Unterschied in Tagesablauf, Unterrichtsinhalten und häuslicher Organisation zwischen Grundschule und Gymnasium erheblich ist, wollen wir allen „Neuankömmlingen“ Möglichkeiten und Tipps an die Hand geben, wie ihnen das Lernen an der weiterführenden Schule gelingen kann. Durch die Integration von “Lernen lernen” in das Achtsamkeitstraining erhalten die Schülerinnen und Schüler nicht nur Strategien, um effektiv und nachhaltig die Unterrichtsinhalte im Gedächtnis zu behalten. Sie werden auch darin unterrichtet, was es heißt achtsam, also ganz präsent und in diesem Moment anwesend zu sein.

Denn nur, wenn ich den jetzigen Moment wahrnehme und intensiv miterlebe, kann ich auch den Unterricht bewusst miterleben. Genauso wichtig ist es, die Gedanken bei den Hausaufgaben ganz im Augenblick zu fokussieren, so dass die häuslichen Übungen und Intensivierungen des Unterrichtsstoffs auch wirklich im Langzeitgedächtnis ankommen.

Ziel ist es, die Eigenwahrnehmung der Schülerinnen und Schüler zu verbessern und Stressoren durch achtsamkeitsbasierte Maßnahmen zu senken. Dadurch können sie in Konfliktsituationen gelassener handeln, Lernstrategien besser umsetzen und lernen außerdem ihre Aufmerksamkeit bewusster zu lenken.

 

„Lernen mit Achtsamkeit“ stärkt die Kinder

  • in ihrer Eigenwahrnehmung und ihrem Selbstbewusstsein
  • im Umgang mit schwierigen Situationen
  • in ihrer Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit

 

Was ist Achtsamkeitstraining?

Achtsamkeit beinhaltet also v.a. eine innere Haltung, die wir anhand konkreter Übungen mit den Schülerinnen und Schülern einüben wollen, da wir davon überzeugt sind, dass ihnen diese Haltung nicht nur im Schulalltag hilfreich sein kann. Dabei geht es nicht darum, den Moment zu bewerten und immer nur Angenehmes zu erfahren. Es geht vielmehr darum, den Moment zu akzeptieren, wie er ist – ob angenehm oder unangenehm – und dann das Bestmögliche daraus zu machen.

So werden neben Atem-, Stille- und Konzentrationsübungen auch sehr aktive und lebendige Übungen unterrichtet, da der Mensch eben aus Geist und Körper besteht, und es wichtig ist, darauf zu achten, dass beide Bereiche in einer guten Balance sind. Letztlich lernen die Schülerinnen und Schüler auch wie Lernen funktioniert, indem sie die Basisfunktionen des Gehirns kennenlernen, und erfahren, wie komplex der Mensch ist und wie viele Faktoren, das Verhalten, die Gefühls- und Gedankenwelt und den Körper beeinflussen. Doch sie erkennen auch, dass sie es selbst in der Hand haben und jederzeit ins Geschehen eingreifen können, wenn sie bewusst in diesem Moment anwesend sind und die entsprechenden Tools abrufen können.

Was sind die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler?

Achtsamkeitstraining mit Apps auf dem iPad

Seit 2017 gibt es „Lernen mit Achtsamkeit“ am Siebold-Gymnasium und die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler sind sehr positiv:

„Vor Schulaufgaben oder Exen mache ich die Übungen und sie helfen mir, dass ich mich beruhige. Am Anfang der Stunde beruhigt es mich und ich kann mich besser konzentrieren.“

„Es ist gut, dass du dich entspannen kannst und keine Sorgen hast, die Wut kontrollieren und die Angst vor Proben verlieren kannst.“

„Ich habe gelernt, was in mir vorgeht, wenn ich z. B. sauer und wütend bin, und wie ich damit umgehen kann.”

„Man lernt, wie man mit seinem Körper gut umgehen kann. Man entspannt sich und bekommt neue Energie für den Tag.“

„Ich mache die Übungen manchmal zuhause, manchmal auch nicht.“ 

„Meistens helfen mir die Übungen schon, manchmal nerven sie mich auch.“

„Ich kann jetzt besser Vokabeln lernen und mir besser merken.“

„Es ist eine schöne Methode, um sich besser konzentrieren zu können. Es hilft wirklich, wenn man es richtigmacht. Man kann nicht nur seine Konzentration verbessern.“

 

ACHTSAMKEIT IN DER FORSCHUNG

Studien und Forschungsartikel zur Achtsamkeit sind in den letzten Jahren exponentiell gewachsen.

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen über ihre Wirksamkeit in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen werden alljährlich durchgeführt.

Da MBSR (Mindfulness Based Stress Reduction) und verwandte Methoden wurden zunächst nur im medizinischen Bereich zur Behandlung bestimmter Erkrankungen und zur Stressreduktion eingesetzt.

Seit vielen Jahren hat sich die Praxis aber auch auf Menschen ausgeweitet, die sich (noch) gesund fühlen und entweder prophylaktisch für ihre Gesundheit etwas tun wollen oder aber allgemein die Erhöhung ihres seelischen und geistigen Wohlbefindens anstreben.

In entsprechend erweiterten Forschungen konnte gezeigt werden, dass die Achtsamkeitspraxis zu einer Verbesserung der Emotionsregulation und dadurch zu weniger Stressanfälligkeit und zur Verringerung des Risikos, psychisch zu erkranken, führt. Außerdem wurden eine Verbesserung der Funktionen des Immunsystems nachgewiesen, die Reduzierung des Blutdrucks und positive Einflüsse auf den Stoffwechsel, die sich mit der Zellerneuerung beschäftigen.

In den vergangenen 20 Jahren haben LehrerInnen aus Europa und den USA Achtsamkeitsprogramme für verschiedene Altersgruppen entwickelt und wissenschaftlich untersuchen lassen.

Die Studienergebnisse zeigen, dass Achtsamkeitstraining Kinder und Jugendliche unterstützt unter anderem

  • bei der Regulierung Ihrer Aufmerksamkeit
  • bei Konzentration und Fokussierung
  • bei der Regulierung ihrer Emotionen und der Impulskontrolle
  • bei der Stärkung ihres Selbstbewusstseins
  • und bei der Entwicklung von Mitgefühl.

 

Vertiefende Forschungsergebnisse finden sich hier:

Alexandra Andersen

Link zu weiteren Artikeln zum  Thema “Achtsamkeit” am Siebold